Jungschauspielerin Lena Geyer im Interview

(c) Stefan Smith
((c) Stefan Smidt

(Vorschaubild (c) Stefan Smidt)

STECKBRIEF

Name: Lena

Jahrgang: 1991

Geboren in: Wien

Größe: 170cm

Haarfarbe: hellbraun

Augenfarbe: blau

Sprachen: Deutsch, Englisch, Italienisch, Französisch

Dialekte: Österreichisch (Wienerisch, Kärntnerisch)

Besondere Fähigkeiten: Bühnenfechten, Snowboarden, Handball, Tennis

Lieblingstheaterstück/-stücke: So ein richtiges Lieblingsstück habe ich nicht, aber das letzte Stück, das ich richtig gut fand, war die Inszenierung von „Hotel Europa oder der Antichrist“ am Akademietheater in Wien.

Lieblingsfilm(e): Österreichische Filme, damit bekämpfe ich mein Heimweh! Allerdings nicht mit Sissi, sondern eher mit Hader!

Lieblingsbuch/-bücher: So gepackt wie Harry Potter hat mich später, glaube ich, nie wieder ein Buch …

Lieblingsschauspieler/in: Joachim Meyerhoff, Birgit Minichmayr, Martin Wuttke, Sophie Rois, Roland Koch, Dorothee Hartinger … Die Liste ist zu lang!

Wie oft hast du schon den Satz gehört: „Kind, mach doch lieber was Vernünftiges…!?: Hat sich noch nie jemand getraut, mir das ins Gesicht zu sagen, aber ich wette, meine Oma hat es sich schon oft genug gedacht. Mittlerweile sagt sie aber: „Das mit dem Schauspielen hast du von mir!“

Dein peinlichster Augenblick im Rampenlicht?: Da war ich ca. zehn Jahre alt. Der Geburtstag einer Freundin meiner Mutter. Eine andere Freundin war professionelle Bauchtänzerin und machte eine Bauchtanzshoweinlage. Sie animierte uns alle zum Mittanzen. Ich stand wie gebannt auf, merkte plötzlich, dass ich die einzige war, blieb wie versteinert stehen, wippte ein bisschen vor und zurück weil ich wusste dass ich mich nicht gleich wieder hinsetzen konnte, und verkroch mich dann wieder auf meinen Platz. Hört sich jetzt vielleicht nicht so schlimm an aber das war damals der Gipfel der Peinlichkeit für mich!

Die beste Theater-/Premierenparty?: Da war ich, glaube ich, sehr betrunken und weiß gar nicht mehr so viel von …

Einen Satz an dein 15 – jähriges Ich: Was hast du dir nur bei der Klamottenkombi gedacht?

Beschreibe dich mit 5 Worten: Da bin ich nicht selbstreflektiert genug!

Für wen oder was würdest du sofort alles stehen und liegen lassen?: Für meine Familie, wenn es ein Notfall ist, IMMER und ALLES!

Deine ersten Erfahrungen auf der Bühne hast du schon mit 14 Jahren im Theater der Jugend in Wien gesammelt. Wie kamst du damals dazu? 

Hm, gute Frage. Ich glaube, da muss ich ein bisschen weiter zurückgreifen. Ich hatte als Kind immer Theater-Abos für das Kindertheater. Pippi Langstrumpf, Kalle Blomquist, egal was gespielt wurde, meine Mutter und ich waren dabei. Ich fand das schon immer unheimlich spannend. Geschichten vorgelesen zu bekommen, war ja schon toll, aber sie dann auch noch vorgespielt zu kriegen… Später haben wir dann in der Schule jedes Jahr gemeinsam ein Stück gespielt. Ich war natürlich immer mit Leib und Seele dabei. Und als dann das erste Mal die Frage nach meinem Traumberuf auftauchte,  entschied ich mich ohne lange zu zögern für „Schauspieler!“. Ich wusste, es lagen noch acht Jahre Schule und das Abitur zwischen mir und dem Beruf und irgendwann reichte mir das Schultheater einfach nicht mehr, ich wollte unbedingt mehr spielen! Also nervte ich meine Eltern so lange, bis sie mich im Jugendclub anmeldeten.

Wann und wie kam die Entscheidung bei dir, für ein Schauspielstudium vorzusprechen?

Eigentlich ziemlich zeitgleich mit der Entscheidung, Schauspielerin zu werden. In Wien gibt es ja das Max Reinhardt Seminar. Ich wohnte im selben Bezirk und bin oft mit der Straßenbahn vorbei gefahren. Die Schule sah aus wie ein Schloss, umgeben von einem verwunschenen Garten. Das hat mich verzaubert und da wollte ich hin. Was für ein lustiger Zufall, dass ich dann gerade an der Schauspielschule in Leipzig landete, ein großer moderner Gebäudekomplex ohne jeglichen Schnickschnack.

Hattest du ein bestimmtes Erlebnis während eines Vorsprechens, das dir besonders in Erinnerung geblieben ist?

Puh, viele! Ich war an vielen Schulen und in vielen Runden und ich erinnere mich witziger Weise an jedes einzelne Vorsprechen ganz genau. An jeden Erfolg und an jede Absage. Am schlimmsten waren natürlich die Absagen von den Schulen, an die man wirklich unbedingt wollte. Berlin fand ich immer besonders spannend. Mein Vorsprechen an der Ernst Busch Hochschule für Schauspielkunst lief dann auch irgendwie ganz gut und ich kam in die zweite Runde. Bis zum nächsten Vorsprechtermin wuchs meine Nervosität natürlich ins Unermessliche. Dann stand ich auf der Bühne und fühlte nur mehr Angst. Ich spielte – wie könnte es anders sein – grauenhaft! Dann holte ich mir meine Kritik noch ab. Die Dozenten fanden mich natürlich auch grottig. Hatten sie ja auch Recht. Bis jetzt hatte ich bei Absagen immer nur Kommentare wie: „Wir suchen einen anderen Typ“, „Du musst noch mehr an dir arbeiten“ und dergleichen bekommen. Aber diesmal hatten sie mir den Todesstoß gegeben: Sie hatten mir ohne viel Wenn und Aber ins Gesicht gesagt, dass mein Talent für diesen Beruf wohl nicht ausreiche. Ich heulte den ganzen Nachmittag. Doch irgendwann, ich glaube erst einige Tage, vielleicht sogar Wochen später, begann ein neues Selbstbewusstsein in mir aufzukeimen. So ist das eben mit Rückschlägen. Erst wirft es dich zurück, aber dann gehst du gestärkt daraus hervor. Wie ein pubertärer Teenager dachte ich von nun an: „Von euch sagt mir keiner mehr, wozu ich das Zeug habe und wozu nicht!“ Und die Angst war wie weggeblasen. Es funktionierte, ein paar Wochen später bekam ich meinen Studienplatz in Leipzig.

Wie viel Freizeit hat man als Schauspielstudentin? Die meisten Studenten arbeiten ja z.B. nebenbei, wie war das bei dir?

Wenig Freizeit, sehr wenig Freizeit. Ich hatte halt auch das Glück, dass meine Eltern mich finanziell unterstützen konnten. Hm naja, also ich bin mal ganz ehrlich, meine Eltern haben mich eigentlich nicht nur unterstützt, sondern komplett finanziert, während meines Studiums. Wäre das nicht möglich gewesen, hätte ich eben in den sauren Apfel beißen und mir einen Nebenjob suchen oder einen Kredit aufnehmen müssen. Das ist ein Punkt, bei dem  ich auch echt nochmal „Danke Mama und Papa!“ sagen muss. Ohne die beiden wären die letzten vier Jahre um einiges schwieriger gewesen…

Gab es einen Moment, in dem du dir unsicher warst, ob Schauspiel das richtige für dich ist?

Eigentlich nicht. Dafür liebe ich das Spielen und das Theater viel zu sehr.

Was wärst du geworden, wenn nicht Schauspielerin? Was wolltest du früher mal werden?

Immer Schauspielerin. Also zugegeben, Rockstar fand ich auch cool früher…  finde ich auch immer noch cool, aber wird wohl nix mehr…

Gibt es eine bestimmte Rolle oder eine Szene, die du selber gerne mal spielen möchtest? Hast du eine Art „Lebenstraum“ auf der Bühne?

Ich glaube, ich bin eher verliebt in Stücke und Autoren, als in Rollen. Ich finde z.B. Tschechow ganz toll, Die Möwe ist eines meiner Lieblingsstücke. Oder auch Goethe. Faust hab ich bestimmt schon fünfmal gelesen. Hauptsache, der Autor hat gut geschrieben, dann ist jede Rolle eine tolle Herausforderung!

Als Schauspieler darf man wenige Hemmungen haben, gibt es etwas, was dir auf der Bühne „zu peinlich“ wäre? Oder wovor du Angst hättest?  

Mit der schlimmsten Angst wird man ja fast täglich in den Proben konfrontiert. Sie lautet: Hilfe, ich glaube mir selbst kein Wort. Was auf der Bühne aufrichtig gefühlt, gedacht und empfunden wird, was ehrlich ist, ist auch nicht peinlich.  Nichts unterschlagen, nichts dazugeben. Das ist der Idealfall. Wenn das klappt, steht man ohne Hemmungen auf der Bühne und geht mit einem guten Gefühl wieder herunter.

Was machst du gerne in deiner Freizeit? Hat man das überhaupt in dem Beruf?

Na klar hat man Freizeit!! Also ich mache sehr gerne Sport, wenn möglich an der frischen Luft. Joggen, Radfahren, Snowboarden im Winter.. Außerdem koche ich gerne! Das entspannt sehr. Ein Wein nach der Probe in einer netten Kneipe, dafür bin ich auch immer zu haben. Und am Wochenende bin ich auch immer gern mal am Tanzen – da gibt’s nebenan in Köln ja so einige gute Clubs…

Was ist jetzt, wo du in einem festen Ensemble spielst, anders als in deiner Zeit an der Hochschule bzw. als du im Schauspielstudio Köln gespielt hast?

Irgendwie fällt da schon eine Last ab, wenn man mit der Schule fertig ist. Du kannst auch einfach mal machen, und musst  dich nicht ständig mit irgendwelchen Beurteilungen auseinandersetzen. Es ist ein bisschen wie im ersten Jahr Schauspielschule. Etwas Neues beginnt und man stürzt sich einfach mal rein und macht sich noch nicht so viele Gedanken. Letztes Jahr ging es ja schon viel ums Vorsprechen und die ganze Zeit schwebte ein bisschen die Angst im Raum, doch kein gutes Engagement zu bekommen.

Was ist das tollste an deinem Beruf? Was nervt dich manchmal?

Das Tollste: Ich glaube, die Inhalte. Wir erzählen ja doch einfach Geschichten. Und jede Geschichte ist  auf ihre Weise besonders und aufregend und spannend. Es geht immer um die großen Themen: Liebe, Leben, Welt, Angst…. Das ist schon toll, dass unser Job daraus besteht, sich mit solchen Themen zu  beschäftigen, sich selbst darin zu suchen, sich mit Dingen konfrontieren zu müssen, mit denen man sich sonst vielleicht gar nicht beschäftigen würde.

Was mich nervt, ist, dass man sich nicht frei nehmen kann, wenn man es gerne würde und seine Familie so selten sieht, wenn man nicht gerade in derselben Stadt wohnt. Wien ist aber auch so weit weg… Geburtstage, Feiertage, man ist nie bei seinen Liebsten. Das ist fies.

Zurzeit bist du in „LOVE YOU, DRAGONFLY“ [Regie: Alice Buddeberg] zu sehen, dessen am 7. Oktober in den Kammerspielen war. In welcher Rolle bist du zu sehen?

In einigen, wir sind ja nur zu fünft! Heißt, jeder hat mehrere Rollen. Wir springen in Zeit und Ort und ich sogar im Geschlecht, heißt, ich spiele auch mal einen Jungen! Wer mehr wissen will, sollte unbedingt gucken kommen, es ist ein sehr spannender Text!!

Zum Schluss noch eine sehr klischeehafte Frage: Wo möchtest du in 10 Jahren sein? Was steht ganz oben auf deiner Löffelliste? 

In zehn Jahren … möchte ich … glücklich sein mit dem, was ich tue. Was und wo auch immer das ist. Momentan würde ich sagen, wir sehen uns in zehn Jahren auf der Bühne wieder. Aber wer weiß, vielleicht bin ich dann auch Yogalehrerin in Spanien!?

Das Interview führte Camilla Gerstner

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