Die „Würfel“ sind verliehen

Der Thespis-Preis der Freunde des Schauspiels Bonn e.V. wurde dieses Jahr an gleich zwei Schauspieler vergeben.

Am vergangenen Sonntag wurde im Schauspielhaus in Bad Godesberg endlich wieder der Thespis-Preis verliehen. Dieser Preis wird seit 2007 von den Freunden des Schauspiels (ehemals Freunde der Kammerspiele) an die oder den Schauspieler*in mit der besten darstellerischen Leistung vergeben. Der Name „Thespis“ stammt von einem der ersten griechischen Dramatiker. Der Preis hat die Gestalt eines opaken Würfels, auf dem Szenen aus den Inszenierungen zu sehen sein sollen, bei denen die oder der Geehrte mitgewirkt hat (Quelle: Wikipedia). 

Aufgrund der Corona-Krise gab es im vergangenen Jahr keine Preisverleihung und so ist es fast nicht verwunderlich, dass dieses Jahr in allen Kategorien sogar zwei Gewinner*innen gekürt wurden.

Das gut zweistündige Programm bestand im Wesentlichen aus dem Wechsel von musikalischen Darbietungen, die durch den Bariton Ulrich Schütte und den Pianisten Trung Sam gestaltet wurden, Laudationen und der Verleihung der Preise selbst.

Im Grußwort der Bürgermeisterin Grabowy lobte sie das Durchhaltevermögen des Theaters und betonte, dass Theater gerade in der heutigen Zeit wichtig sei. Ein Gedanke, der nebenbei bemerkt, in alles Reden eine zentrale Rolle spielte, jedoch auch zeigte, dass es ein grundsätzliches Interesse an Theater und in diesem Falle Schauspiel auch auf Seiten der Bonner Politik zu geben scheint.

Der Schauspieldirektor Jens Groß blickte gerührt und bewegt auf die einzigartige Geschichte der Institution Freunde des Schauspiels zurück. Eine solche gäbe es nämlich an anderen Theatern nicht. Diesen Freunden ist es unter anderem zu verdanken, dass seit 2018 die Kantine noch betrieben werden kann. Zudem beobachtet er einen kleinen, fast unmerklichen Wandel – durch die Namensänderung von „Freunden der Kammerspiele“ zu „Freunden des Schauspiels“ wurden aus Menschen, die sich besonders um den Erhalt des Gebäudes kümmerten, Menschen, die nun auch die Menschen im Schauspiel in ihre Umarmung einschließen, wofür er ihnen herzlich dankte.

Den eigentlichen Festvortrag hielt Kulturdezernentin Dr. Birgit Schneider-Bönniger, bei dem ihre flammende Begeisterung für manche Inszenierung offen ans Licht trat. Unter dem Titel „Poesie, Revolte, Zusammenkunft: Warum das Theater ewig spielen wird“, ehrte die das Theater als unersetzlich für die Stadtkultur. Es fungiere als kritischer Spiegel der Zeit, rege dazu an eigene Haltungen und auch gesellschaftliche Haltungen grundsätzlich in Frage zu stellen. In ihrer Redeführte sie immer wieder Zitate aus dem Theaterstück von Thorton Wilder an („Wir sind noch einmal davongekommen“, 1942 uraufgeführt) – auch in ihren Schlussworten zitierte sie Wilder, die da lauteten: „Sie können nach Hause gehen, wir werden immer weiterspielen.“ Ein schönes und hoffnungsvolles Schlusswort für die Zukunft.

Insgesamt drei Kategorien wurden ausgezeichnet (Reihenfolge beibehalten): Der Jury-Preis für eine besonders bemerkenswerte Inszenierung, der Sonderpreis für hervorragende Leistungen im nichtdarstellerischen Bereich und schließlich der Thespis-Preis für herausragende darstellerische Leistungen.

In der ersten Kategorie verkündeten die Laudatoren Dr. Konrad Lang, Vorsitzender der Freunde des Schauspiels und das Ehrenmitglied jener Prof. Dr. Kurt Tudyka die Gewinner der Stücke ISTANBUL und KLEINER MANN – WAS NUN?: Roland Riebeling und Jan Neumann. Ersterer hatte auch eine kleine Rede vorbereitet, in der er auf sein erstes Engagement vor 21 Jahren im Schauspiel Bonn zu sprechen kam, aber auch auf die Bedeutung des Theaters als „Gehirn“, das den Menschen helfen soll, etwas über das Menschsein zu begreifen.

Die Schauspielerin Birte Schrein, Preisträgerin von 2009, hielt die Laudatio auf die beiden Abteilungsleiterinnen der Kostüm- und Maskenabteilung: Heike Beuke-Studenik und Adelheid Pohlmann. Schreins Laudatio war gespickt mit kleinen Anekdoten, da natürlich Schauspieler*innen mit diesen Abteilungen eng und viel zusammenarbeiten müssen, in denen noch echte Handwerkskunst und ein Auge fürs Detail gefragt sind. Sie vergaß auch die Ankleider*innen nicht, die oft als Letzte – wenn alle anderen schon nach Hause gegangen sind – noch bis spät in die Nacht Kostüme wuschen, trockneten und bügelten, damit die Kostüme zur nächsten Vorstellung wieder einsatzbereit waren/sind.

Daniel Stock (links) und Timo kählert (rechts) haben sichtlich Spaß bei ihrer Rede. Foto: (c) Thilo Beu

In der Hauptkategorie sprach die stellvertretende Vorsitzende Elisabeth Einecke-Klövekorn über die beiden Gewinner und ihre sehr unterschiedlichen Profile: Timo Kählert und Daniel Stock. Außer dass beide Schauspieler in der Saison 2018/19 begonnen haben am Schauspiel Bonn zu arbeiten sind es zwei grundverschiedene Charaktere. Während der jüngere Kählert aus einer Arbeiterfamilie aus Hamburg stammt und in seiner Art ein „Sympathieträger“ sei, der vor allem rätselhafte Figuren mag, bei denen man lange nicht weiß, wo sie hinwollen oder was sie vorhaben, zeichne Stock vor allem seine energiegeladene Körperlichkeit, die zu einer explosiven und geladen-spannenden Atmosphäre beitrüge, wodurch er zu einem singulären schauspielerischen Ereignis würde. 

Im Duett referierten die Preisträger mit einiger Selbstironie über das ABC der Schauspielschule und zitierten Aussagen über den Beruf und Wesen des Schauspielers von berühmten Schauspielern. Stock dankte zudem seiner Familie für die Unterstützung, die sie ihm zukommen lassen und Timo Kählert seinen Eltern, die bei jeder Premiere extra aus Hamburg anreisten.

Die Gewinner können sich über die Würfel und das Preisgeld freuen. Nun läuft die neue Saison schon und alle können mitüberlegen, welches Stück und welche schauspielerische Leistung man selbst wohl als die beste küren würde. Bis dahin erwartet uns ein spannendes Jahr.

Rebecca Telöken

Gewinner und Redner vereint. Hintere Reihe: Jan Neumann, Roland Riebeling & Jens Groß | mittlere Reihe: Adelheid Pohlmann & Heike Beuke-Studenik | vordere Reihe: Konrad Lang, Daniel Stock, Timo Kählert & Dr. Birgit Schneider-Bönninger. Foto (c) Thilo Beu

%d Bloggern gefällt das: