(Vorschaubild (c) Thilo Beu)
Am 31. Oktober feierte Die Installation der Angst Premiere auf der Werkstattbühne. Das von Clara Weyde inszenierte Stück beruht auf einer Romanvorlage des portugiesischen Autors Rui Zink.
Die Handlung des Stückes ist im Grunde schnell erzählt: Wir befinden uns in einem nicht näher beschriebenen aber durchaus dystopisch wirkenden Land. Genauer gesagt befinden wir uns in der Wohnung einer Frau. Optisch unterscheidet sich nichts von unserem aktuellen Leben. An ihre Tür klopfen zwei Männer mit dem Auftrag die Angst in ihrer Wohnung zu installieren. Denn es gibt einen Erlass in jeder Wohnung die Angst einzurichten:
Erlass Nr. 359/13, Verfügung Nr. 8: > Jede Wohnung ist innerhalb von 120 Tagen mit Angst zu versehen. <
Die Frau ist davon wenig begeistert, denn, wie der Zuschauer dank des Programmhefts bereits weiß, sie hat ihr Kind im Bad versteckt. Warum genau das Kind nicht gefunden werden darf, bleibt für den Zuschauer offen. Die Männer führen die Installation durch, ohne das Kind zu bemerken. Doch am Ende kommt es doch zur Entdeckung und das Machtgefüge in der Wohnung zwischen den Installateuren und der Frau verschiebt sich.

Zuallererst hervorzuheben ist die schauspielerische Leistung von Lydia Sträubli (Frau), Christian Czeremnych (Installateur Carlos) und Wilhelm Eilers (Installateur Sousa). Das Stück lebt von den Emotionen der drei Personen und wird von ihnen durch den Abend getragen. Dazu kommt ein Bühnenbild (Anna Bergemann) aus mehreren Schiebewänden, das es ermöglicht dem Zuschauer durchaus abwechslungsreiche Ansichten zu bieten, obwohl die Geschichte nur in einem einzigen Raum spielt. Die Installation der Angst läuft durch Geschichten und Erzählungen der Installateure über Wirtschaft, Einwanderung, persönliche Finanzsituationen oder Kriminalität. Es sind erschreckend bekannte Mechanismen, die genutzt werden, um die verschiedenen Ängste bei der Frau hervorzurufen. Es gibt wenig Fakten und keine Statistiken, dafür viele Geschichten und vor allem viele gefühlte Wahrheiten, die der Frau erzählt und präsentiert werden. Man wird durchaus an bekannte Populisten auf der aktuellen politischen Bühne erinnert. Eine durchaus positiv zu bewertende Art, die die Produktion hier verwendet, um der Gesellschaft einen Spiegel vorzuhalten und angstschürende Mechanismen aufzudecken.
Leider wird diese Erfahrung durch die empfundene Länge des Stückes getrübt. Die Handlung auf der Bühne ist im Grunde durch das Programmheft bereits bekannt. Der Vorgang der Installation der Angst hat einige Längen. Positiv gesehen ist Angst jedoch auch etwas, was unendlich wirkt. Sie ist gerade nicht punktuell, sondern quält Menschen über eine bestimmte Dauer. So ist es vielleicht etwas anstrengend aber beinahe logisch, dass das Stück die Angst über einen fast strapaziös langen Zeitraum den Zuschauern präsentiert. Der entscheidende Twist der Geschichte mit Verschiebung der Machtstruktur ist dagegen schnell vorbei. Dennoch handelt es sich bei Die Installation der Angst um ein sehenswertes Stück. Es überrascht zwar nicht mit einer facettenreichen Handlung, zeigt aber trotzdem eindrucksvoll, wie sich Angst erzeugen und einrichten lässt.
Die nächsten Aufführungen sind am 8.11., 15.11., 21.11., 28.11 und 14.12.
Tabea Herrmann