„Kritische Fragen stellen, das reicht doch nicht mehr“

(Vorschaubild (c) Thilo Beu)

Am 28. März feierte der Recherchethriller über Steuerhinterziehung Oh wie schön ist Panama Malta auf der Werkstattbühne Premiere.

Im Jahr 2016 erschütterte die Veröffentlichung der sogenannten „Panama Papers“ die deutsche Medienlandschaft: Die Dokumente enthüllten, dass auf Panama über 200.000 Briefkastenfirmen gegründet wurden, um so Steuern zu hinterziehen. Doch welche Konsequenzen haben wir zwei Jahre nach der Veröffentlichung aus diesem Skandal gezogen? Und gibt es diese Art des Steuerbetrugs auch auf europäischem Boden?

Im Mittelpunkt der fiktiven Geschichte steht die Investigativ-Journalistin Laura, die Material übermittelt bekommt, das auf Steuerhinterziehung auf Malta hinweist. Sie reist dorthin, um ein immer größer werdendes Netz von Steuerhinterziehung, Korruption und Betrug aufzudecken. Auf Malta trifft sie auch auf ihre Kollegin Daphne Caruana, die ebenfalls über die dubiosen Verstrickungen recherchiert, weshalb auf sie bereits mehrere Anschläge versucht wurden.

(c) Thilo Beu

Auf der Bühne wird anschaulich vorgeführt, wie Briefkastenfirmen funktionieren. Die Darsteller Alois Reinhardt, Gustav Schmidt und Klaus Zmorek schlüpfen in verschiedene Rollen, um zu zeigen, dass auch die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union zwar vorgeben, gegen Steuerhinterziehung vorzugehen, Konzernen wie Amazon und Google allerdings die Möglichkeit zur „Steuervermeidung“ geben. Gegen diese Übermacht an staatlicher und wirtschaftlicher Verstrickung wirkt der Kampf von Laura, verkörpert von Annika Schilling, und ihrer Mitstreiterin Daphne, gespielt von Doris Dexl, wie ein Kampf gegen Windmühlen.

Zwar ist die Geschichte um die Figur Laura rein fiktiv, die Fakten, welche auf der Bühne präsentiert werden, sowie die Journalistin Daphne Caruana, sind jedoch real. Der Hintergrund des Bühnenbilds dient hierbei als eine Art Tafel, die die Verstrickungen rund um Malta darstellt und während des Stücks immer komplexer und unübersichtlicher wird.

Die Inszenierung des Hausregisseurs Simon Solberg vermag es, das gesamte Ausmaß der Steuerhinterziehung auf eindrückliche Weise zu präsentieren. Spannend und auch lustig führt uns das Stück vor Augen, dass aus der Veröffentlichung der Panama Papers nie politische oder juristische Konsequenzen gezogen wurden und auch ein moralischer Aufschrei der Gesellschaft nicht in dem Maße stattgefunden hat, wie es normalerweise zu erwarten gewesen wäre.

Die einzige Schwäche der sonst sehr beeindruckenden Aufführung ist die Fülle an Themen, die angeschnitten, aber aus Zeitgründen nicht vollständig behandelt werden konnten. So geht es nicht allein um Steuerhinterziehung auf europäischem Boden, auch der Konflikt zwischen Arbeit und Familie, der G20-Gipfel in Hamburg und die Frage, ob es den Journalist*innen wirklich um Steuergerechtigkeit oder nur um persönliche Anerkennung geht, werden angerissen.

Dennoch ist ein Besuch in jedem Fall zu empfehlen! Ein derart wichtiges Thema muss uns immer wieder ins Gedächtnis gerufen werden, bis Konsequenzen gezogen werden.

 

Frederike Sophie Hubl

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