(Vorschaubild (c) Thilo Beu)
Am vergangenen Freitag feierte die Komödie „Frau Müller muss weg“ von Lutz Hübner und Sarah Nemitz im ausverkauften Schauspielhaus Premiere. Nachdem der gleichnamige Film von Sönke Wortmann bereits ein Erfolg in den deutschen Kinos war, wurde dieses Stück mit einiger Spannung erwartet.
In dem Stück geht es um die Elternschaft einer vierten Klasse, die, sehr besorgt über die anstehenden Halbjahreszeugnisse, versucht die Klassenlehrerin loszuwerden. Das Ganze soll in einem Elterngespräch in der Turnhalle stattfinden. Die Turnhalle ist auf der Bühne exakt so nachgestellt, wie sie wahrscheinlich jeder von uns noch aus seiner Schulzeit kennt, samt der klassischen Wände mit Stoffbezug.

Das Stück beginnt und Hausmeister Nieberg (Wolfgang Rüter) bereitet die Turnhalle vor und drapiert Kastanienwerke der Viertklässler auf einem Kasten. Darunter befinden sich zum Beispiel eine „Giraffe ohne Hals“ und ein „Zebra ohne Streifen – liegend“. Die Eltern treffen nach und nach ein und müssen erst einmal die Schuhe ausziehen und dürfen aus versicherungstechnischen Gründen nicht der Versuchung erliegen, die Sportgeräte zu benutzen. Bei den Eltern handelt es sich um sehr unterschiedliche Charaktere, sie alle allerdings vereint die Sorge, ihre Kinder könnten den Sprung aufs Gymnasium nicht schaffen und dass sich ihre Kinder in der Klasse nicht wohlfühlen.
Zunächst gibt es dort das Ehepaar Jeskow (Lydia Stäubli/ Wilhelm Eilers), die erst zum Sommer von Köln nach Bonn gezogen sind, wegen der Arbeit. Er ist der typische Büroangestellte und möchte eigentlich gar nicht so wirklich bei der Besprechung dabei sein. Dagegen fühlt sie sich in Bonn gar nicht wohl und lässt dies ihren Mann auch deutlich spüren. Jessica Höfel (Birte Schrein) ist Wortführerin der Gruppe und möchte dieses Unterfangen möglichst schnell und mit einer klaren, harten Linie abschließen. Sogar die Mutter des Klassenbesten ist anwesend, obwohl die Probleme eher auf die schwächeren Schüler zutreffen. Katja Grabowski (Lena Geyer) ist allerdings nicht da, weil sie die Probleme der anderen Eltern teilt, allerdings ist es für die Museumspädagogin wichtig, solidarisch zu sein. Trotzdem besteht sie auch darauf, dass alle Eltern die ersten drei Jahre sehr zufrieden waren und hat daher Blumen für Frau Müller (Ursula Grossenbacher) mitgebracht. Der letzte in der Runde ist Wolf Heider (Holger Kraft), der seine Jenny in den Himmel lobt und den Fehler hauptsächlich bei Jessicas Tochter sucht, die ein schlechter Einfluss wäre.
Vor der Besprechung sind alle etwas nervös und als Frau Müller endlich da ist, will keiner so wirklich zur Sache kommen. Die Kritikpunkte der Eltern an die Klassenlehrerin sind vor allem, dass das Lernklima in der Klasse schlecht wäre, die Kinder nicht gerne in die Schule gingen, die Lehrerin offensichtlich psychische Probleme hätte und ganz generell eine Unruhe in der Klasse herrsche.
Frau Müller hört sich alle diese Anschuldigungen sehr ruhig an und entkräftet jeden der Punkte deutlich. Die Therapie, die sie zurzeit mache, sei keineswegs eine Psychotherapie, sondern vielmehr Physiotherapie, weil sie „Rücken habe“. Sie hätte außerdem in der Klasse geweint, weil ein herumgeworfenes Papierkügelchen sie im Auge getroffen habe und die Stimmung in der Klasse sei wegen einzelner Kinder schlecht, vor allem dem Sohn der Jeskows, der offenbar ADS hätte. Alles könne die Schule nun mal auch nicht auffangen.

Trotzdem eskaliert der Streit und Frau Müller verlässt den Raum, wobei sie jedoch ihre Handtasche samt Schlüsseln zurücklässt. Die Eltern streiten sich weiter über diverse Dinge, wobei keiner eingestehen möchte, dass vielleicht der Fehler beim eigenen Kind liegen könnte. In einem Wechselspiel brechen die Eltern entweder resigniert zusammen oder greifen sich gegenseitig verbal an, manchmal wird es auch handgreiflich. Gerade dieses Wechselspiel macht es allerdings für den Zuschauer ungemein amüsant und während der Vorstellung wurde viel und herzhaft gelacht.
Als Frau Müller nicht wiederkommt, beschließen die Eltern sie zu suchen, um der Sache ein für alle Mal ein Ende zu setzen. Wolf und Katja bleiben in der Turnhalle zurück, falls Frau Müller doch früher zurückkehren sollte. Dabei kommt raus, dass zwischen beiden mal etwas lief, obwohl Wolf verheiratet ist. Daher mussten die Kinder immer miteinander spielen, obwohl sie sich überhaupt nicht verstanden.
In der Zwischenzeit sitzt Frau Müller rauchend auf dem Klo und versteckt sich vor der Menschheit. Sie wird allerdings von Jessica gestört, die auf der Suche nach ihr ist. Um nicht entdeckt zu werden klettert Frau Müller aus dem Toilettenfenster und landet geradewegs in den Armen von Hausmeister Nieberg, der völlig aus dem Häuschen ist, dass er der tollen Frau Müller auch endlich mal etwas Gutes tun und ihr helfen kann. Dies führt zu einer sehr seltsamen Situation in der Hausmeister Nieberg etwas unbeholfen versucht Frau Müller den Hof zu machen.
Zurück in der Turnhalle kommen die Eltern, auf die Idee, dass in Frau Müllers Kalender bestimmt die Noten der Kinder eingetragen sind. Tatsächlich findet sich eine Liste und siehe da, die Noten sind viel besser als erwartet, um genau zu sein ist keines der Kinder schlechter geworden. Plötzlich haben es die Eltern doch nicht mehr so eilig damit Frau Müller loszuwerden und als diese wiederkommt und ihren freiwilligen Rücktritt anbietet, rudern alle hastig zurück. Frau Müller darf damit die Klasse behalten.
Am Ende nimmt das Stück noch eine kleine delikate Wendung, die für alle, die die Geschichte nicht kennen, nicht vorweggenommen werden soll. Als Fazit lässt sich in jedem Fall aber sagen, dass sich der Besuch der Vorstellung absolut lohnt und sehr empfehlenswert ist!
Katharina Wigger