„Die Zeit ist stehen geblieben“

(Vorschaubild (c) Thilo Beu)

Ein spannendes Stück über Langeweile

Nach Genets Die Zofen feierte das wohl berühmteste Stück des absurden Theaters WARTEN AUF GODOT von Samuel Becket am 31. Januar auf der Werkstattbühne Premiere.

Auf einer Landstraße vor einem kahlen Baum warten die beiden Clochards Wladimir (Klaus Zmorek) und Estragon (Roland Riebeling) auf Godot. Sie scheinen weder zu wissen, wer Godot ist, noch warum sie auf ihn warten. Um die Zeit zu überbrücken, unterhalten sich die beiden über die verschiedensten Dinge. Doch sie reden, obwohl sie sich nichts zu sagen haben. Die sich wiederholenden Handlungen und Gespräche der beiden werden durch das plötzliche Auftreten eines zweiten Paares unterbrochen: Pozzo (Daniel Stock) und sein Diener Lucky (Alois Reinhardt) treten auf. Lucky, schwer beladen und erschöpft, wird von seinem Herrn wie ein Tier behandelt. Am Ende des Tages teilt ein Junge (Moritz Hamelmann, Jayden Morouse, Mika Wegner) Wladimir mit, dass Godot heute nicht erscheinen könne, morgen jedoch bestimmt kommen werde.

(c) Thilo Beu

Der zweite Tag bricht an. Am gleichen Ort treffen Wladimir und Estragon wieder aufeinander, allerdings kann sich Estragon an die Geschehnisse des Vortags nicht erinnern. Auch Pozzo, der über Nacht blind, und Lucky, der stumm geworden ist, scheinen ihr Gedächtnis verloren zu haben. Auch der Junge tritt am Ende des Tages wieder auf und vertröstet Waldimir und Estragon mit der gleichen Botschaft wie am Vortag.

Die Art der Inszenierung von Luise Voigt kann auf der kleinen Werkstattbühne eine gewaltige Wirkung entfalten. Alle Schauspieler tragen Microports und jede ihrer Gesten wird durch sogenanntes Mickey Mousing begleitet (Musik und Sounddesign: Friederike Bernhardt): Jeder Schritt, jede Geste und jeder Fingerzeig werden wie in einem Comic mit einem bestimmten Geräusch untermalt. Zwar könnte selbiges an manchen Stellen weniger laut und aufdringlich sein, generell unterstützen diese Geräusche jedoch die Slapstick Elemente des Stücks und betonen den repetitiven Charakter der Handlungen von Estragon und Waldimir.

Das Bühnenbild ist sehr düster gehalten: Statt auf einer Landstraße bewegen sich die Figuren auf einem Holzboden. Auf einen dunklen Vorhang im hinteren Teil der Bühne wird der Schattendes Baumes geworfen, an dem Wladimir und Estragon auf Godot warten.Die Regieanweisungen werden als Übertitel eingeblendet, um die Absurdität mancher Szenen zu unterstreichen.

(c) Thilo Beu

WARTEN AUF GODOT thematisiert die Absurdität unserer Existenz. Wladimir und Estragon leben in einer totalen Zeitlosigkeit, was einem Leben in vollständiger Sinnlosigkeit entspricht: Die beiden sind gefangen in einer endlosen Wiederholung. Ihre Gespräche erfüllen allenfalls die Funktion eines Palliativums, vermögen es jedoch nicht, sie von ihrer Langeweile und der sie umgebenden Sinnlosigkeit zu befreien.Genauso wenig, wie sie sich voneinander lösen können, können sie auch das sinnlose Warten auf Godot nicht durchbrechen.

Die für die Werkstattbühne recht lange Aufführung von fast drei Stunden behandelt zwar die Langeweile der Figuren, wird jedoch selbst nie langweilig. Die Inszenierung vermag es, die komischen und tragischen Elemente des Stücks in gleicher Weise zu zeigen.Zudem verkörpern alle fünf Schauspieler die Figuren auf bemerkenswerte Weise.

Weitere Vorstellungen finden am 16. Februar sowie am 08., 21. und 30. März auf der Werkstattbühne statt. Ein Besuch ist auf jeden Fall zu empfehlen!

Frederike Sophie Hubl

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