Bunt, rührend und witzig

(Vorschaubild (c) Thilo Beu)

Travestie à la carte im Schauspielhaus

Mit „Der Wind hat mir kein Lied erzählt“ starten die Künstler Daniel Breitfelder und Johannes Brüssau eine neue Travestie-Reihe im Foyer des Schauspielhauses in Bad Godesberg. Die Premiere war ein voller Erfolg.

Die Stimmung unter den Zuschauern, von Studenten, über Abonnenten, zwischen den Stuhlreihen im Foyer ist gespannt. Das Publikum ist durch eine Steg in der Mitte getrennt. Die kleine Foyerbühne ist bunt angestrahlt und mit einem Minimum an Bühnenbild und Requisiten ausgestattet. Ein Sessel, ein paar Buchsbäume und Federwedel zieren die Miniaturbühnenausgabe. In den hinteren beiden Ecken links und rechts befinden sich Sichttrenner. Das Licht im übrigen Foyer wird gelöscht, die Gäste langsam ruhig, die Musik geht an und die Show los.

(c) Thilo Beu

Wir überspringen den Inhaltsteil … – denn eine klar erkennbare Handlung gibt es dieses Mal nicht. Dennoch wirkt die gesamte Show – Inszenierung von Sebastian Kreyer – stets durchdacht. Daniel Breitfelder alias Dagmar Dangereux und Johannes Brüssau alias Irma Jung sorgen für ein buntes sowie bunt gemischtes Spektakel auf der Bühne. Neben viel Gesang, Musik, Sketchen, Videoeinlagen und Witzen (auch unterhalb der Gürtellinie), viel Bonner Humor und Bumms, gibt es vor allem viel Publikumsnähe.

Um an diesem Punkt die Künstler selbst zu zitieren: „Die Plätze in der ersten Reihe sind bei uns sicherlich nicht die besten.“ – zumindest dann, wenn man nicht selbst ein kleiner Teil des Travestie-Regenbogens sein möchte. Wobei: durch den Laufsteg in der Mitte des Zuschauerraums ist es eigentlich auch total egal, wo man sitzt. Jeder ist mitten dabei im Geschehen und bekommt auch bestimmt genug Glitzer und gute Laune ab.

„Der Wind hat mir kein Lied erzählt“ ist eine Travestieshow voller Klischees wie sie im Buche steht. Während den 1 1/2 Stunden mit Pause kommt wohl jeder Zuschauer auf seine Kosten. Vor allem durch die musikalischen Einlagen mit Eduard Flemmer am Klavier ist immer viel los, zudem gibt es viel Abwechslung im Programm. Langweilig wird es sowieso nicht. Spätestens nach fünf bis zehn Minuten kommen entweder Irma oder Dagmar, oder beide, mit einem neuen Kostüm und einer neuen meist noch besseren Spielidee. Um ein paar Beispiele zu nennen: Einmal treten sie als alte Diva, dann als hyperaktiver Seestern, übermotivierter Zauberer oder Penis-Keks-Verkäufer auf.

Wichtig ist dabei: egal wie viel gerade auf der Bühne passiert, es bleibt stets spannend und unterhaltsam. Und das liegt vor allem an den beiden Damen: alias Daniel Breitfelder und Johannes Brüssau, die in ihren Rollen durchweg mit einer großen Portion Charme überzeugen. So haben laute Momente, wie kuriose Tanzeinlagen im Glitzerkostüm, sowie leise Momente, wie die vielen tiefgründigen Balladen, ohne Ausnahme etwas Berührendes inne.

Die nächste Vorstellung ist am 31. Januar.

Kim Sterzel

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