„Das Glück krepiert auf der Straße“

(Vorschaubild (c) Thilo Beu.)

Am 7.Oktober feierte das Auftragswerk „Love you, Dragonfly“ von Fritz Kater alias Armin Petras unter der Regie von Hausregisseurin Alice Buddeberg in den Godesberger Kammerspielen Premiere.

(c) Thilo Beu.
(c) Thilo Beu.

Das Stück erzählt mehrere, ganz unterschiedliche Geschichten von verschiedenen Einzelschicksalen, alles in einem Zeitraum von 1935 bis 2018, an den unterschiedlichsten Schauplätzen. Ein verliebtes Pärchen auf der Suche nach Freiheit, ein Kriegsheimkehrer der als Deserteur verfolgt wird, ein alleinerziehender Student der seine Transsexualität entdeckt, ein Vergewaltigungsopfer. Die Gemeinsamkeit: Der starke Glaube an etwas. An die Freiheit, an den Sozialismus, an die Revolution, an das Ende des Krieges oder  an die Liebe und die Familie. Laut Chefdramaturg Jens Groß ist die Libelle (engl. Dragonfly) dabei ein Bild für das Überleben und für etwas Unbeschwertes, Unfassbares.

Das Bühnenbild erinnert an das Innere eines sinkenden Schiffes, die Spieler agieren fast die ganze Zeit in „Schräglage“, die Szenenwechsel werden durch das Einblenden des jeweiligen Schauplatzes und des Datums an die hintere Wand deutlich. Ab und zu rieseln große Buchstaben von der Decke hinab, mit denen die Akteure Schlagworte an die Wände schreiben, die zur gerade erzählten Geschichte passen, wodurch sich das Bühnenbild während des Stücks entwickelt. Warum dem Zuschauer erklärt werden muss, worum es sich in der Szene dreht, ist allerdings unklar.

Die einzelnen Geschichten werden in Form von Monologen erzählt, die den Spielern durch ihre Länge einiges abverlangen und mittels derer der Fokus immer auf die jeweilige Hauptfigur gelegt wird. Die Inszenierung lässt sich als szenische Collage beschreiben, in deren Rhythmus der Zuschauer erst einmal hinein finden muss.

Die Monologe haben allerdings ihre Längen, meistens steht die Figur nur da, auf der Bühne passiert nichts, man verliert den Faden. Wirklich unterhaltsam ist nur Holger Kraft als alleinerziehender Langzeitstudent, der vom Supermarktangestellten zum Millionär wurde, er erzählt die Geschichte energetisch, witzig und unverkrampft, fast eine halbe Stunde vergeht doch es wird nicht langweilig. Leider entsteht der Humor dabei größtenteils durch Worte wie „Penis“ und die Tatsache, dass er sich bis auf die Unterhose auszieht.

(c) Thilo Beu.
(c) Thilo Beu.

Dies kann man allerdings verzeihen, da das Stück es sich nicht zur Aufgabe macht, lustig zu sein.

Den gemeinsamen Nenner findet man als Zuschauer nicht, das Ganze wirkt eher willkürlich. Die Texte der Fritz Kater sind zu komplex, um sie in diesem Tempo erzählen zu können. Die Zuschauer bekommen nichts auf den Weg mit, eine Botschaft sucht man vergeblich und unterhaltsam ist es nur streckenweise, da es schwer ist die Aufmerksamkeit zu erhalten. „Love you, Dragonfly“ rauscht vorbei und lässt wenig übrig weshalb es schwierig ist, ein Gesamtresümee zu ziehen über eine Inszenierung, die man vermutlich schnell wieder vergessen haben wird.

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