Aller guten Dinge sind drei? – Von Zuckerwatte und den Symptomen des Großkampftages: Das Theaterfest mal anders

(Vorschaubild (c) Thilo Beu)

Erfahrungsbericht

Das Bonner Theaterfest am 18. September 2016: Unendliche Weiten, gekennzeichnet durch Menschen in Kostümen, Ständen mit allerlei Dingen und vielen Programmpunkten. Ein interessanter und lustiger Tag, zumindest eine nette Sonntagnachmittagsbeschäftigung. Das kann auch ganz anders aussehen: Ich war für Sie live dabei als Chorsängerin des Kinder- und Jungendchors des Theater Bonns.

Von der riesigen Menschenschlange, die darauf hofft, eine Karte für die abendliche Präsentation zu ergattern, bis hin zu gestresst herumlaufenden Mitarbeitern des Theaters sieht zunächst alles wie immer aus. Ich schaue auf meine Uhr – es wird Zeit. Ich mache mich auf zum Bühneneingang, angeleitet durch unsere Betreuer geht es hoch in den Ensembleprobenraum zum Einsingen. Die ersten Symptome des „Großkampftages“ machen sich bemerkbar: Drei Chöre mit Kindern und Jugendlichen im Alter von sieben bis über 20 haben sich, mehr oder weniger entspannt, für die bevorstehende erste Vorstellung bereit gemacht.

(c) Kim Sterzel
(c) Kim Sterzel

Das Einsingen ist nicht weiter erwähnenswert. Es geht in Richtung Garderobe – nichts für Leute mit Klaustrophobie – und danach aus Langeweile und Sauerstoffmangel in die Kantine. Dort treffen wir ein paar Schauspieler in seltsamen Klamotten an. Hm, soll wohl so sein, immerhin sind wir im Theater, oder? Anschließend bewegt sich unser Trupp ins Foyer, wo wir uns in die richtigen Reihen für das erste Konzert („Hereinspaziert ins Zirkuszelt!“) aufstellen. Wir bahnen uns einen Weg durch perfekt im Weg stehende Menschen. Jetzt ist es so weit: Auf die Bühne rauf, lieb und nett gucken, singen, lächeln, wieder von der Bühne runter. Kurze Pause. Draußen rumgelaufen, jetzt stolzer Besitzer eines SAVE THE WORLD- Buttons. Bekannte Gesichter gesehen, sich gefreut. Wieder zurück in den Stall, umgezogen und um 16 Uhr geht es in Runde zwei: Das Mitmachkonzert.
Ein Mitmachkonzert? Wer kommt denn auf so eine Idee? Auf die große Bühne. Freude. Handschuhe. Anmoderation: Laberlaberlaber. Lied gesungen. Getanzt. Zuschauer geärgert und beim „Singen“ und „Tanzen“ beobachtet. Ist das nicht herrlich von hier oben? Applaus, aus die Maus.

(c) Kim Sterzel
(c) Kim Sterzel

Lange Pause und lange nicht gesehene Menschen getroffen. Sich hingesetzt und über vergangene Probenzeiten, sowie Regisseure angeregt diskutiert. Zuständige Leute über Produktionen der kommenden Spielzeit ausgequetscht und sich nervig vorgekommen. Weitergelaufen … Zuckerwatte! Beschriebenen Vorgang mindestens fünfmal wiederholt und weitere Menschen gedrückt und geknuddelt.

Wieder zurück in den Pumakäfig. Letzte Runde: Das Best of der Spielzeit 2016/17. Eine bunte Mixtur aus Fragmenten der kommenden Oper-, Schauspiel- und Jugendchorstücke. Das große Finale. Also Umgezogen. Aufgehübscht und vorm eigenen Spiegelbild weggelaufen. Stolz wie Oskar in den Soloflur getrabt. Bekannte Menschen mit „Toi Toi Toi“-Rufen vollgespuckt und die ganze Atmosphäre auf sich wirken lassen. Einen deutlichen Abfall der Raumtemperatur bei Begegnung zwischen Opernsängern und Schauspielern bemerkt. Winterjacke leider vergessen. Auf die Seitenbühne gestellt und dem Orchester zugehört. Anstieg des Lampenfiebers festgestellt und das Weite gesucht. Trockene Kehle bekommen. Wasser getrunken und genau beim Einruf auf Klo gewesen. Vom Intendanten angekündigt worden und auf die Bühne gestürmt. „Singing in the rain“ nicht komplett versaut. Erleichtert in die Garderobe gelaufen. Mit mittlerweile hörsturzgefährdeten Betreuern geredet. Gesagt bekommen, dass bis zum Schlussapplaus warten Pflicht sei. Tief gestöhnt und Hausaufgaben rausgeholt. Erwartungsgemäß nicht einmal ein Wort geschrieben. Die Show durch die Lautsprecher verfolgt. Zurück auf die Bühne. Verbeugen. Freude. Verbeugen. Freude. Höchst erschöpft aber zufrieden in den Flur gesetzt. Sachen gepackt und Richtung Bühneneingang. In EVITA-Darstellerin (Bettina Mönch) reingelaufen. Pardon, ich kann leider kein Spanisch. Überlegt, was ich in den Artikel schreibe. Schallend angefangen zu lachen.

Kim Sterzel

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