Als Erste zu – als Letzte auf. Diese Vorhersage für die Kulturstätten scheint sich in der Pandemie zu bewahrheiten. Und deshalb lässt sich auch das Theater Bonn immer wieder neue digitale Projekte einfallen. Das neuste ist der Podcast „Bonner Stimmen“. Wobei Podcast etwas zu hoch gegriffen scheint, handelt es sich doch um fünf Lesungen zwischen fünf und sieben Minuten.
Das Ensemble hat sich auf die Suche nach den Geschichten der Menschen in der Stadt gemacht. Aus Recherche, Gesprächen, Mails und Briefen sind dann kurze Texte entstanden, die die Schauspieler:innen in den Aufnahmen vorlesen. Insgesamt also grob eine halbe Stunde Einblicke in das Leben von vier Bonner:innen. Annika Schilling hat für „Pinguineltern“ mit einer frischgebackenen Mutter gesprochen. Birte Schrein sprach den „Bericht einer Risikopatientin“. Daniel Stock hat „Helfersystem“ eingesprochen; Lydia Stäubli den Text „Die Oma war unkaputtbar“ und Sophie Basse „Man muss dafür brennen“.
Positiv fällt direkt auf, dass fast alle Berichte Menschen eine Plattform geben, die bis jetzt nicht unbedingt die öffentliche Diskussion dominiert haben. Auch für mich, die Podcasts eigentlich nebenbei hört, war die Länge der Stücke gut hörbar.
Der Frust aber auch die Freude der Menschen schafft es durch die Lautsprecher zu den Zuhörern. Es ist ein bisschen, als würde man über der Stadt fliegen und in fünf Wohnungen oder Häuser für ein paar Minuten reinzoomen. Definitiv zu empfehlen, gerade auch als kurzes Hörerlebnis für zwischendurch.
Tabea Herrmann