Vorschaubild (c) Thilo Beu
Normalerweise berichten wir hier nur über das Theater Bonn, allerdings ist es uns insbesondere jetzt, wo die Corona-Regelungen wieder verschärft wurden, wichtig auf die Situation anderer privater Bonner Theater aufmerksam zu machen. Hier stehen viele Existenzen auf dem Spiel und es graut vor dem Blick auf die Bonner Theater- und Kulturszene, wenn nicht in kürzester Zeit eine große Unterstützung geleistet wird. Im Gegensatz zum städtischen Theater sind eigentlich alle privaten Theater, ob groß oder klein, noch dringender auf ihre regulären Einnahmen, bei einem unter normalen Umständen schon knappen Budget, angewiesen.
Jetzt und in den letzten Monaten gibt und gab es viele Aktionen und Innovationen, mit denen die Theater versucht haben, das Beste aus ihrer Situation zu machen. Wir haben bereits von der Video-Serie des Theater Bonns berichtet. Daneben fanden zum Beispiel Aufführungen verschiedener Theater im Autokino, bei Autokonzerten oder im Kulturgarten statt. Das Theater im Ballsaal bietet mittlerweile neben „Präsenzveranstaltungen“ auch Theatererlebnisse via Zoom (https://www.fringe-ensemble.de/programm/) an und Bonnticket hat die Aktion Solidaritätsticket ins Leben gerufen (https://www.bonnticket.de/solidaritaetsticket/). Beim Solidaritätsticket handelt es sich im Prinzip um die Spende in der Höhe eines Eintrittspreises.
Auch Bund und Länder haben Hilfspakete für Theater und Soloselbstständige auf den Weg gebracht. Das Land NRW hat ein Soforthilfeprogramm für 21 professionell arbeitende Privattheater, die keine institutionelle Förderung des Landes erhalten, auf die Beine gestellt. Als Bonner Theater wird hierdurch das Haus der Springmaus unterstützt.
Vom Bund wurde ein milliardenschweres Rettungs- und Zukunftsprogramm Neustart Kultur ins Leben gerufen, welches die Förderung ganz verschiedener Bereiche von Kultur und Medien vorsieht. Für die Sparte Theater wurden bis dato 30 Mio. Euro zur Verfügung gestellt. Als Bonner Theater hat zum Beispiel das Theater Marabu bereits Unterstützung zugesagt bekommen. Unter dem Projekt Neustart Kultur werden verschiedene Förderprogramme zusammengefasst. Im Zuge dessen ist auch ein spezielles Hilfsprogramm für Kinder- und Jugendtheater geplant.
Wie man sehen kann, gibt es breite Unterstützung für die Theaterkultur in Deutschland. Leider ist diese an vielen Stellen nicht ausreichend und die meisten privaten Theater in Bonn bangen um ihre Zukunft. Darunter ist beispielsweise das Euro Theater Central, das durch die Corona Pandemie die geplante Wiedereröffnung in der neuen Spielstätte an der Budapester Straße bis auf Weiteres verschieben musste. Das Theater weist auf seiner Website sehr plakativ daraufhin, dass 10.000 BonnerInnen je 50 € spenden müssten, um es zu retten.
Beim Jungen Theater Bonn kann zwar wieder gespielt werden (oder muss man mittlerweile sagen immer noch?), aber nach eigenen Aussagen wird absurder Weise durch die Wiederaufnahme des Spielbetriebs die Situation des Theaters noch kritischer, da die Einnahmen nicht ansatzweise die entstehenden Ausgaben decken könnten. Und mit laufendem Spielbetrieb würden die Ausgaben natürlich erst mal wieder steigen. Daher bietet das JTB zurzeit nur vereinzelte Vorstellungen an.
Das kleine Theater Bad Godesberg macht darauf aufmerksam, dass mit der nun erlaubten Auslastung von 20 % im Zuschauerraum das Theater den Winter nicht überleben werde und damit auch 35 Arbeitsplätze zu Nichte gemacht würden. Außerdem weise nichts daraufhin, dass sich in Theatern ein erhöhtes Infektionsgeschehen erkennen lasse.
Viele weiterer solcher Geschichten könnten wir hier aufzählen. Fakt ist, die Theater brauchen Hilfe. Fakt ist aber auch, dass die Theater treue Anhänger haben, die schon jetzt und in den vergangenen Monaten viele tolle Unterstützungsaktionen auf die Beine gestellt haben. Diese Unterstützung darf vor allem jetzt, im Angesicht weiterer Verschärfungen von Maßnahmen nicht versiegen.
Wer helfen möchte, kann dies entweder direkt über die betreffenden Theater machen, die entsprechenden Informationen finden sich auf den Webseiten, oder über die Aktion Solidaritätsticket von Bonnticket.
Katharina Wigger