Na, bist du schon oder noch zuhause?

Bonndemie – Lockdown, Liebe, Lagerkoller

Statt auf den Bühnen dieser Welt findet Theater im Moment eher im weltweiten Netz statt. Das kontaktlose Theater als Webserie. Um uns auch zuhause in der Isolation zu erreichen, konzipierte Volker Racho zwölf kurze Videos, die amüsant und überspitzt kleine Geschichten aus der Corona Zeit erzählen. Anfang Mai berichteten wir schon einmal über die Serie, die dort allerdings noch ganz am Anfang stand. Jetzt soll es zumindest erst einmal keine neuen Folgen geben, es gibt aber durchaus Überlegungen diese Idee auch auf die Bühne zu bringen.

„Während Corona“ hat sich mittlerweile als Zeitangabe dermaßen im Sprachgebrauch eingebürgert, dass sich kaum noch jemand über Szenarien wundert, die man sich „davor“ nicht einmal vorstellen konnte. Genau diese „neue Normalität“ zwischen Homeoffice, Maskenpflicht und R-Werten nimmt das Theater mit der Serie auf die Schippe. Es geht um Geschichten, die es so nur in Zeiten der Pandemie geben kann.

In den insgesamt zwölf Folgen werden neun verschiedene Handlungsstränge erzählt. Werber, Prepper und gestresste Mutter geben sich die Klinke in die Hand. Jeder hat seine eigenen Ängste und seine eigene Art und Weise mit den Folgen des Lockdowns umzugehen. Was alle eint ist, dass die Situation nicht einfach ist. Manche gehen damit allerdings besser um als andere. Die Mutter beschließt, dass ihr als Führungskraft eines mehrköpfigen Familienunternehmens Staatshilfen zustehen und schickt dem Kultusministerium eine Rechnung über rund 10.200 € für die geleistete Lehr- und Erziehungsarbeit, zwei Außenseiter verlieben sich über ihrem gescheiterten Selbstmordversuch und der Prepper ist der Ansicht „Corinna – das ist zwar nur ne kleine Grippe, aber ich habe vorgesorgt!“

Das Schöne an den kurzen Filmen ist wirklich, dass es genau um die Themen geht, die uns alle in den letzten Monaten mehr oder weniger häufig beschäftigt haben. Angefangen beim Hamstern von Klopapier, bis zum Klatschen für die Helden des Alltags und dem Problem, dass in der Krise vor allem Frauen beruflich zurückgesteckt haben, um sich um die Familie zu kümmern. Wahrscheinlich können sich viele mit einzelnen Figuren identifizieren und sicherlich hat jeder schon mal die verschiedenen Typen der menschlichen Spezies im Supermarkt getroffen, die von der Kassiererin beschrieben werden.

Die Figuren und Handlungsstränge haben durchaus das Potenzial auch auf der Bühne entsprechend wirken zu können. Dementsprechend wäre ein Collagen-artiges Stück in der neuen Spielzeit gut vorstellbar. Noch ist allerdings kein entsprechendes Stück im Spielplan zu finden. Der wird jedoch dem Theater zufolge in der kommenden Spielzeit nur für recht kurze Perioden geplant, um sich immer an die aktuelle Situation anpassen zu können. Was nicht ist, kann also noch werden.

Bis dahin lohnt es sich auf jeden Fall die Webserie anzuschauen. Die lässt sich prima als kurzweilige Pause in den Tag integrieren – wir sitzen doch sowieso alle viel öfter am PC als sonst. Das Konzept des Theaters ist unterhaltsam, kurzweilig und versucht vor allem aus der Situation das Beste zu machen. Nichtsdestotrotz freuen wir uns schon sehr darauf, wieder in ein richtiges Theater gehen zu können!

Katharina Wigger

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