Vorschaubild (c) Thilo Beu
„Ich freue mich sehr“ – es lässt sich durchaus vermuten, dass Schauspieldirektor Jens Groß lange nicht mehr so gute Nachrichten übermitteln konnte. Kurz vor der offiziellen Sommerpause hat das Theater Bonn diese Woche das neue Programm für Schauspiel und Oper vorgestellt. Um flexibel reagieren zu können, wurde erst einmal nur bis zum 7. November geplant. Für Jens Groß ist diese Zeit aber auch eine Chance einen neuen Fokus zu finden: „Die Beschäftigung mit der erkrankten Gesellschaft“.
Insgesamt präsentiert das Schauspiel sechs Premieren bis November. Drei davon sind Produktion, die in der abgesagten Spielzeit hätten laufen sollen. Da es in allen Spielstätten weniger Plätze gibt, um den Mindestabstand garantieren zu können, werden die Premieren im Schauspielhaus gleich zweimal veranstaltet.
10./11. September: Lenz
Die Erzählung von Georg Büchner wir von Armin Petras inszeniert. Die Erzählung von Büchner erschien 1839 – wann sie geschrieben wurde ist aber nicht zu 100 % klar. Sie beschreibt den immer schlechter werdenden psychischen Zustand des Schriftstellers Lenz während eines Besuches eines Pfarrers. Die Beschreibungen basieren auf Briefen von Lenz aber auch aus Beobachtungen, die der Pfarrer fest gehalten hat.
11. September: Nicht Fisch Nicht Fleisch
Unter der Regie von Max Schaufuß sollte dieses Stück von Franz Xaver Kroetz bereits in der letzten Spielzeit auf die Bühne gebracht werden. Die Ausgangssituation ist schnell skizziert: Zwei Paare, mitten im Leben suchen ihr Glück bzw. ihre Form eines „guten Lebens“ zwischen Arbeit und Zuhause.
25./26. September: Shakespeares gesammelte Werke – leicht gekürzt
120 Stunden würde es brauchen alle Stücke Shakespeares nacheinander aufzuführen. Etwas einfacher machten es sich die Amerikaner Adam Long, Daniel Singer und Jess Winfield: Sie gründeten die Reduced Shakespeare Company und führten alle Stücke zu dritt an einem Abend auf. Dabei wurden ähnliche Themen miteinander verbunden, Schauspieler übernahmen mehrere Rollen gleichzeitig, alle Tragödien wurden zu einem Stück zusammengefasst und die Historien als Fussballspiele ausgetragen. In Bonn wird das Stück von Roland Riebeling inszeniert.
29. Oktober: Die Glasmenagerie
Die Glasmenagerie ist ein Familiendrama von Tennessee Williams. Dieser versah es mit dem treffenden Untertitel „Ein Spiel der Erinnerungen“. Das Stück wird eingerahmt von der Erzählung des Tom Wingfield. Dieser erinnert sich an seine Familie und beschreibt dabei den Zustand Amerikas in den 40er Jahre mitten im Umbruch. In Bonn wird das Drama von Matthias Köhler inszeniert.
30. Oktober: Szenen einer Ehe
Mit Szenen einer Ehe feiert ein zweites Familiendrama Premiere. Ingmar Bergmann zeigt in diesem –eigentlich als Film konzipierten Stück – das Scheitern einer Ehe. Denn hinter der perfekten Fassade bröckelt es fleißig. Regie führt Jan Neumann.
7. November: Der Zerbrochene Krug
Der zerbrochene Krug ist eines der bekanntesten Werke von Heinrich von Kleist. Jens Groß bringt das Stück über einen Richter, der eine Straftat verhandeln soll, die er jedoch selbst begangen hat auf die Bonner Bühne. Die Schauspielpremiere soll dieses Mal im Opernhaus stattfinden.
Neue Gesichter in Bonn
Neben drei neuen Produktionen starten auch zwei neue Schauspieler ihre Arbeit im festen Ensemble des Theaters:
Markus J. Bachmann (*1996) hat seine Ausbildung in der Schauspielschule der Keller in Köln absolviert und wurde 2019 als bester Nachwuchsschauspieler von der Theatergemeinde Köln nominiert. Er beginnt seine Zeit in Bonn zusammen mit David Hugo Schmitz (*1993). Schmitz hat seine erste Kinorolle mit 14 gespielt und blieb auch danach dem Film ersteinmal treu. Nachdem er eine Weile Privatunterricht genommen hatte, absolviert er von 2016 bis 2020 seine Ausbildung an der Filmuniversität Babelsberg.
Beiden wünschen wir einen guten Start am Theater Bonn!
Tabea Herrmann