„Mein Name ist Gregor Schwellenbach und ich spiele Klavier – Genießt es“!

 

Techno mal anders

(Vorschaubild (c) Sofia Grillo)

Am Samstag den 16. Januar lud das Theater Bonn zu seiner fünften Mottoparty GENIESST ES WER WEISS WANNS WIEDER WAS GIBT in die Halle Beuel ein. Eröffnet wurde der Event mit einem Konzert des Komponisten Gregor Schwellenbach. Dieser heizte das Publikum mit seinen Versionen der Technomusik des Plattenlabels Kompakt live am Klavier ein.

Ein Raum mit rotem Teppich und roten Wänden, in der Mitte ein schwarzer Flügel – so sieht die Bühne von Gregor Schwellenbach aus. Anlässlich seiner neuen CD „Gregor Schwellenbach spielt 20 Jahre Kompakt“, die er zum Jubiläum des Kölner Labels herausgebracht hat, soll das Publikum die Techno-Musik durch Schwellenbach neu kennenlernen. Auf seiner CD arrangiert er die Techno-Tracks auf mehreren klassischen Instrumenten; auf der Bühne in der Halle Beuel bezaubert er das Publikum mit den Klängen des Klaviers.

(c) Katharina Wigger
(c) Katharina Wigger

Ohne viele Erklärungen beginnt der Musiker sein Konzert mit zwei Klavierstücken. Erst danach fängt er an zu sprechen: Das Plattenlabel Kompakt sei schon immer sein Lieblings-Label gewesen, einfach, weil es so ur-rheinisch sei. Das Rheinland sei deswegen so faszinierend, weil es musikalisch alles ohne Probleme ausprobieren und ausleben könne. Am Ende sei jedoch nicht das Ergebnis wichtig, sondern das Kölsch danach. Mit solch einem humorvollen Einstieg kündigt der Künstler an, dass er eine Menge Geschichten zu seinem Label parat habe, die er nun – passend zu den einzelnen Stücken, die er spiele – zum Besten geben werde. Gesagt, getan: Mit seiner ersten Geschichte leitet Schwellenbach sein Cover eines Tracks von Jörg Burger, einem Techno-Musiker, ein. Die Geschichte reicht zurück in die 80er Jahre. Der Komponist umreißt das Bild eines Kölner Proberaumes, in denen sich die skurrilsten Musiker trafen und Jamsessions abhielten. Unter ihnen eine Gruppe von Teenies, die sich einen Tag lang das Geschehen ruhig ansahen. Am nächsten Tag bauten sie mit Steinen eine Mauer um eine Steckdose. Auf die Frage der anderen, was das solle, habe einer der Teenies, Jörg Burger, angeblich geantwortet: „Wir bauen unseren Proberaum!“

Dem folgenden Stück hört auch der Laie dessen elektronischen Ursprung an. Zunächst wirkt es befremdlich, dass sich einzelne Teile des Stückes wiederholen. Sie beginnen sehr langsam und reduziert und enthalten meist nur einzelne Töne und Rhythmen. Doch die wiederkehrenden Rhythmen steigern sich, bauen aufeinander auf und erfüllen den Raum mit ihrer ganz eigenen Stimmung. Schnell merkt man: Techno auf dem Klavier – das funktioniert besser als gedacht!

„Ich habe aber auch so Psychosachen in der Techno-Szene entdeckt“, verrät Schwellenbach, bevor er zu einem weiteren Cover überleitet. Die Erkenntnis des Musikers lautet: „Man wird weltberühmter DJ, weil man sich dann traut, Französinnen anzuquatschen“. Seine These weiß er natürlich zu untermauern: Alle bekannten DJs hätten französische Freundinnen. So z.B. Sascha Unke, der kürzlich eine französische Frau geheiratet habe, Julienne. Mit ihr mache Sascha Unke jetzt Musik unter dem Namen Saschienne. Dies kann Schwellenbach nicht ohne ein amüsantes Augenrollen über die Wortneubildung erzählen. Doch die Musik sei „richtig gut“. Das, was Schwellenbach aus Saschienne auf dem Klavier gemacht hat, war auch „richtig gut“.

Skepsis gegenüber dem Genre der Technomusik kann Schwellenbach selber gut nachvollziehen und so erzählt er auch, wie er selbst diese Art der Musik zu lieben gelernt hat: Man stelle sich einen Techno-Club vor, voll mit Menschen, die sich etwas eingeschmissen haben und komplett in der Musik aufgehen und tanzen. Plötzlich ist der Beat weg und der Bass wird immer tiefer und immer tiefer. Alle sind verwirrt, irgendwann kann auch keine kaputte Box diese Töne mehr erklären. Panik macht sich breit. . Kurz bevor er so tief ist, dass man ihn nicht mehr hören kann, geht der Bass wieder hoch, alle sind erleichtert, doch der Bass wird immer höher – viel zu hoch. So hoch, bis es irgendwann nicht mehr höher geht. Die gleiche Panik macht sich breit, dann kommt plötzlich – ganz von Ferne – der ursprüngliche Beat zurück und schwillt an, bis der Song wieder ganz wie zuvor ist. Dieses Erlebnis sei für Schwellenbach der Punkt gewesen, an dem er sich dachte, dass Technomusik sowohl spannend ist, als dass sich auch damit kreativ arbeiten lässt. So habe er sich, immer wieder von Selbstzweifeln geplagt, an die Transkription einiger Songs gemacht und schließlich eine E-Mail an die Plattenfirma Kompakt geschickt, um in einer Hörprobe zu zeigen, was er macht. Es kam keine Antwort. Das Projekt verschwand in der Schublade. Doch zum Glück ist Köln eine kleine Stadt und irgendwann trifft man sich. So begegnete auch Schwellenbach eines Tages Michael Mayer, einem der Gründer von Kompakt und einigen anderen Mitarbeitern und stellte sich erneut vor. Diese erinnerten sich und meinten: „Ach du bist der Typ, der uns vor ´nem Jahr die Mail geschrieben hatte. Leider hast du den Anhang vergessen.“ So viel also dazu.

Der Abend neigt sich seinem Ende zu und das letzte Stück steht bevor. Zu dem fremden Techno- Beat „Geduld“, der von einem Laptop abgespielt wird, hat Schwellenbach eine eigene Melodie komponiert, die gleichzeitig auf dem Piano gespielt wird. Der Name seiner Komposition: „Ungeduld“. Es ist faszinierend zu erleben, wie beide Stücke miteinander verschmelzen und sich nicht mehr auseinander halten lassen. Es ist fast hypnotisierend. Großer Applaus folgt und die vehement geforderte Zugabe der Zuschauer wird selbstverständlich gewährt und so folgen zwei Kompositionen. Bei dem ersten Stück handelt es sich um jenes, mit dem Schwellenbach, wie er sagt, plötzlich Geld verdient habe. Es ist eine Koproduktion mit einem Dänen,

(c) Sofia Grillo
(c) Sofia Grillo

der ironischer weise „Kölsch“ mit Nachnamen heißt. Vielleicht kann man das auch schon als gutes Omen für einen Rheinländer betrachten. Der größte und wahrscheinlich am meisten gecoverte Hit des Plattenlabels Kompakt wird dem Publikum natürlich auch nicht vorenthalten und als „Rausschmeißer“ spielt Schwellenbach – mit einem Augenzwinkern – einen Schlager der Extraklasse und entlässt so sein Publikum in die Partynacht.

Sowohl das Konzert als auch die darauffolgende Party waren sehr gut besucht und die Stimmung großartig. Spaß war nicht nur durch den DJ, der natürlich auch Techno auflegte, gegeben, sondern auch durch kreative Verkleidungen und die Möglichkeit Masken zu basteln. Man wollte möglichst schrill sein. Alles in allem ein sehr gelungener Abend!

Sofia Grillo & Katharina Wigger

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