(Vorschaubild (c) Anna Poth)
Mit Nichthierowanders startete am 4.12.15 die Reihe DirActors in die neue Spielzeit!
20Uhr, im Foyer der Werkstatt. Wir befinden uns in der Talkshow „Annewillnoch“. Unablässig malt „Annewillnoch“ (Lydia Stäubli) Striche oben rechts auf eine Weltkarte. Die Weltkarte bildet den Hintergrund der Show, davor sind drei Sessel und ein Tisch aufgebaut.
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(c) Anna Poth
In der Show treffen die Menschenrechtsaktivistin des Vereins „Much Identity“ (Julia Keiling) und eine Bürgerobermeisterin (Birte Schrein) aufeinander. Es geht um die aktuelle Flüchtlingspolitik. „Much Identity“ fordert eine Welt ohne Grenzen und eine Umbenennung der Landesteile in z.B. Oregano und andere Gewürze. Lassen sich Gewürze also besser vermischen als Menschen?
Die Bürgerobermeisterin setzt vehement dagegen. Schlussendlich verliest, oder eher verschreit, sie einen Brief mit Verhaltensregeln für „die fremde Frau“ und „den fremden Mann“. Annewillnoch versucht zu vermitteln.
Die Lesung bringt das fast schon abgegriffene Thema Flüchtlingspolitik frisch auf die Bühne. Während die Bürgerobermeisterin mit Kreide neue Grenzen im Zuschauerraum zieht und die Menschenrechtlerin diese wieder verwischt, hadert Annewillnoch (die inzwischen zu „Annewillnichtmehr“ geworden ist), mit sich, ob sie die Show nicht doch besser als Sendefehler bezeichnen sollte. Zu guter Letzt wird die Weltkarte mit weißer Farbe überstrichen, ein Satz bleibt stehen: „Wer keine Utopien hat, hat kein Recht auf Apokalypsen“.
Die Lesung Nichthierwoanders wurde im Rahmen der Reihe DirActors am Theater Bonn von Silvana Mammone, Regieassistentin seit Sommer 2015, inszeniert. Die Interaktivität mit dem Publikum und gekonnte Sprachakrobatik macht die sonst distanzierte Lesung (schon aus dem Grund, dass es eine Lesung ist) zu einem lebendigen Theaterabend ohne vierte Wand, der zum Nachdenken anregt und vielleicht sogar zum Handeln bewegt?
Anna Poth