(Vorschaubild ©Thilo Beu)
„Das Ende ist nicht mehr nur nah, das Ende ist da“, und selbst Gott ist überrascht. DAS JÜNGSTE GERICHT ist gekommen und die Menschheit soll gerichtet werden. Das Richten allein wird aber wohl kaum genügen; gleichzeitig muss die Erde ja auch gerettet werden.
Gott, ein weißer, grummeliger Mann, wirkt angesichts seiner Aufgaben – dem Urteil über die Menschheit und der Rettung der Erde – etwas überfordert. Er holt sich Hilfe von Michael Kühn von der Welthungerhilfe und versucht, die Fakten zu klären, doch immer wieder wird er unterbrochen von Beschwerdeanrufen auf seinem Handy: Eine Muschel im Pazifik hat Probleme und braucht Gottes Hilfe. Doch dieser will ja gerade die Menschheit zum Handeln verpflichten! Seine Welt gehöre den Menschen nicht, wütet er, und das mit dem „Machet euch die Erde untertan“ habe er doch gar nicht so gemeint.
Die Frage, was der Mensch zur Weltrettung beitragen kann, klärt vor allem Kühn und verweist dafür auf die zehn Gebote des Christentums sowie auf Kants kategorischen Imperativ. Jeder Deutsche verbrauche pro Tag 120 Liter Wasser, ein durchschnittlicher Amerikaner sogar 400 Liter, ein Inder bringe es auf 25 Liter. Für nur ein Kilogramm Rindfleisch werden 15.000 Liter Wasser verbraucht – und so könnte jeder Mensch im Jahr 1 Tonne CO2 durch vegetarische Ernährung sparen. Es gebe also Wege, um Erde und Menschheit zu retten, welche beide, wie Kühn betont, bisher ohne offiziell anerkannte Rechte dastehen. Zwar habe der einzelne Mensch Rechte, auf die er sich berufen kann, womöglich brauchen aber auch die Menschheit oder die Erde als solche ihre eigenen Rechte, mit einer verpflichtenden Erklärung.
Sicherlich jedenfalls hat Gott den Menschen nicht zu dem Zweck geschaffen, die Erde vollzumüllen. Er guckt sich um und ist verwundert über alles, was auf der Erde herumliegt: „Ist das Kunst oder kann das weg?“ Immer wieder redet er sich in Rage und wirkt verärgert über „seine“ Menschheit. Gott möchte sein Publikum belehren, von einer Kanzel aus, von sehr weit oben donnern seine Worte auf die Zuschauer herab. Und doch verfällt er immer wieder in eine allzu menschliche Position. Es gibt zu viel zu tun in dieser kurzen Zeit, in der das Ende der Welt noch aufzuhalten scheint. Es ist ihm alles viel zu kompliziert. Und ironischerweise verfügt auch Gott über ein Handy, dessen Produktion viel CO2 erzeugt haben wird…
Zum Schluss gibt dieser wenig göttliche, doch sehr menschliche Gott der Menschheit eine Hausaufgabe: „Handelt!“ Er möchte seinem Publikum helfen, die Welt zu retten und sich dafür von jetzt an öfter mit ihm treffen. Vielleicht gelingt den Menschen mit Hilfe dieses alten Mannes ja doch noch die Rettung der Erde?
Tabea Herrmann & Kim Sterzel