Vor wenigen Tagen ist das Westwind Festival zu Ende gegangen. Ein guter Anlass, um ein kurzes Schlaglicht auf dieses bemerkenswerte Projekt zu werfen.
Bei dem Westwindfestival handelt es sich um eines der bundesweit renommiertesten Theaterfestivals, die sich explizit an ein junges Publikum richten. In diesem Jahr richtete das Bonner Theater Marabu das Festival in Kooperation mit dem Theater Bonn, dem Beethoven Orchester Bonn, dem Jungen Theater Bonn, der Bühne in der Brotfabrik und dem Kulturzentrum Brotfabrik aus. Das besondere war, dass Theater aus ganz NRW in Bonn zu Gast waren und Stücke für Kinder und Jugendliche mitbringen. Das Ganze wurde von einem umfangreichen Rahmenprogramm begleitet.

Das Festival möchte Kindern und Jugendlichen eine Stimme geben, wozu unter anderem die Aktion macht macht menschen passt. Dabei wurde der Ratssaal der Stadt Bonn für eine Sitzung von Jugendlichen des Expert:innenrats von Westwind 2023 übernommen, die das Wort ergriffen haben, um ihre Visionen von Partizipation und Teilhabe zu formulieren.
Der Mut, den es für solche Aktionen braucht, wurde auch schon den ganz Kleinen mit dem Stück Das Leben macht mir keine Angst vom Jungen Schauspielhaus Düsseldorf vermittelt. Angelehnt an das berühmte Gedicht Life doesn’t frighten me der amerikanischen Bürgerrechtlerin Dr. Maya Angelou. Wir hatten das Glück und konnten die Aufführung im Schauspielhaus Bonn ansehen. In der Inszenierung werden Ängste angesprochen und vor allem auch die Tatsache, dass jeder von uns seine eigenen Ängste hat. Der Clou dabei: wir haben zwar jeder unsere eigenen Ängste, wir können sie aber auch überwinden. In der Inszenierung von Liesbeth Coltof brechen sieben Kinder auf eine Expedition auf, um Maya zu finden und – ganz nebenher – begegnen und stellen sie sich den Dingen, vor denen sie sich gruseln. Das Stück scheint bei dem jungen Publikum gut angekommen zu sein, so wurde enthusiastisch mitgemacht, als es darum ging Karten zu zählen oder sich beim Versteck-Spielen hinter dem Sitz zu verstecken.
Aber auch für die Größeren im Publikum gab das Stück sicherlich Anlass, sich über seine eigenen Ängste Gedanken zu machen. Viele konnten sich sicherlich gut mit der Angst vor Spinnen identifizieren, die durch ein riesiges Gerüst mit acht Beinen dargestellt wurde, identifizieren. Ein schöner Anlass, sich auch noch mal mehr mit Maya Angelou als Person und mit ihrer Lyrik zu beschäftigen.
Als kleine Inspiration:
Life doesn’t frighten me (von Maya Angelou)
Shadows on the wall
Noises down the hall
Life doesn’t frighten me at all
Bad dogs barking loud
Big ghosts in a cloud
Life doesn’t firghten me at all
Mean old Mother Goose
Lions on the loose
They don’t frighten me at all
Dragons breathing flame
On my counterpane
That doesn’t frighten me at all.
I go boo
Make them shoo
I make fun
Way they run
I won’t cry
So they fly
I just smile
They go wild
Life doesn’t frighten me at all.
Though guys fight
All alone at night
Life doesn’t frighten me at all.
Panthers in the park
Strangers in the dark
No, they don’t frighten me at all.
That new classroom where
Boys all pull my hair
(Kissy little girls
With their hair in curls)
They don’t frighten me at all.
Don’t show me frogs and snakes
And listen for my scream,
If I’m afraid at all
It’s only in my dreams.
I’ve got a magic charm
That I keep up my sleeve
I can walk the ocean floor
And never have to breathe.
Life doesn’t frighten me at all
Not at all
Not at all.
Life doesn’t frighten me at all.
Auch Preise werden bei dem Festival vergeben. Gleich drei Jurys, wovon zwei auch nur aus Kindern bzw. Jugendlichen bestehen, haben die Stücke DER KATZE IST ES GANZ EGAL des Theater Münsters (Kinderjury-Preis), DER GEHEIMNISVOLLE FREMDE der Jungen Bühne Bochum (Jugendjury-Preis) und dÄmonen des FFT Düsseldorf (Preisjury) zu den Siegern erklärt. In DER KATZE IST ES GANZ EGAL geht es um das Thema Geschlechteridentität im Kindesalter; in DER GEHEIMNISVOLLE FREMDE kommt der Satan in ein mittelalterliches Dorf und richtet dort einiges an Ärger an und in den dÄmonen werden zwei Performer:innen mit den Dämonen ihrer Kindheit konfrontiert. Alles durchweg anspruchsvolle Stücke, bei denen die Kunst darin besteht, das junge Publikum weder zu unter- noch zu überfordern und vor allem die zauberhafte Welt der Bühne zu vermitteln.
Alle Preisgelder sind finanziert im Rahmen der Förderung des Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen.
Nächstes Jahr findet das Festival in Essen statt im Maschinenhaus in Kooperation mit dem Schauspielhaus Essen.
Katharina Wigger


